Digitalisierung des Rechnungsprozesses: Deutschland kommt voran

Eine Nachlese von Johannes von Mulert, Vereon AG, und Gerhard Schmidt, rechnungsaustausch.org

Am 20. und 21. September 2021 fand der 8. E-Rechnungs-Gipfel in Neuss statt. Auch in diesem Jahr wurde er als hybride Veranstaltung durchgeführt und bot so allen Teilnehmenden die Möglichkeit, vor Ort und online einem facettenreichen Tagungsprogramm zu folgen. Wie in den Jahren zuvor, brachte die Tagung alles, was Rang und Namen rund um die E-Rechnung hat, zusammen: Unternehmen, öffentliche Verwaltung, Verbände und Lösungsanbieter - kurzum alle, die für die E-Rechnung brennen und mit entsprechenden Best-Practices, Lösungen, Prozessen und Standards dieses Thema mit viel Leidenschaft weiterentwickeln.

„Hinter die elektronische Rechnung können wir einen Haken machen!” Das war die frohe Botschaft der öffentlichen Verwaltung auf dem diesjährigen E-Rechnungs-Gipfel. Wurde im Bereich Business-to-Government auf den vorhergehenden E-Rechnungsgipfeln noch intensiv über den Austausch von Rechnungen an die öffentliche Verwaltung im Format XRechnung diskutiert, so ist das jetzt weitestgehend umgesetzt und funktioniert. Doch dabei will die öffentliche Verwaltung nicht stehenbleiben, sondern Bund und Länder haben die „XRechnung rückwärts gedacht“. Ihr Ziel ist eine standardbasierte Digitalisierung des Beschaffungsprozesses. Denn die ersten auf einer Rechnung erscheinenden Daten entstehen bereits bei der Bedarfsermittlung und sollen künftig medienbruchfrei und um weitere Daten angereichert schließlich in die Rechnung fließen. Definitiv ein ambitioniertes Vorhaben, über dessen Umsetzung noch viele Jahr berichtet werden kann.

Und auch für die E-Rechnung im Bereich Business-to-Business eröffnen sich neue Handlungsfelder und Aufgabenbereiche, wie sich auf dem Gipfel im September zeigte. Denn was andere europäische Länder zur Eindämmung von Steuerbetrug bereits implementieren bzw. seit Jahren erfolgreich praktizieren, wird nun auch in Deutschland munter diskutiert: eine verpflichtende Einführung der E-Rechnung auch im Businessbereich. Die Präsentation zu den «Gedankenmodellen zur Übertragbarkeit der Erfahrungen aus anderen Ländern im Lichte unternehmerischer Effizienz und steuerlicher Transparenz» war der Ausgangspunkt für tiefe Einblicke und lebhafte Diskussionen. Schnell wurde klar, dass nicht die fiskalische Komponente allein im Zentrum stehen sollte, sondern der um ein vielfach größere gesamtwirtschaftliche Effizienzgewinn, der durch eine konsequente Digitalisierung des Gesamtprozesses von der Bestellung bis zur Bezahlung erzielt werden kann. Vor allem international tätige Unternehmen erhoffen sich durch ein einheitliches Vorgehen große Effizienzvorteile und begrüßen daher eine - möglichst harmonisierte - E-Rechnungspflicht. Viele Unternehmen sind in der Gruppe TaxVoice organisiert, um so deren Kernbotschaft besseres Gehör zu verschaffen: „Wir müssen in Deutschland schnell selbst aktiv werden, sonst bekommen wir Vorgaben aus der EU vorgesetzt”.

AWV Fachreferent Daniel Vinz während seines Vortrages auf dem E-Rechnungs-Gipfel 2021. Daniel Vinz, AWV-Fachreferent für das
Forum elektronische Rechnung Deutschland,
während seines Vortrages beim E-Rechnungs-Gipfel 2021.

Foto: Mike Hoehn, die-event-fotografen.de


Der diesjährige E-Rechnungs-Gipfel hat aufgezeigt, dass Deutschland in der Digitalisierung des Rechnungsprozesses einen großen Schritt nach vorne gemacht hat. Mit den zahlreichen neuen, spannenden Fragestellungen und Herausforderungen dürfte es jedoch noch einige Zeit Vollgas auf der „digitalen Autobahn” benötigen, um den digitalen Lückenschluss von der Bestellung, über die Rechnungsstellung bis zur Bezahlung zu erreichen.

Sehr anschaulich illustriert finden sich alle präsentierten Inhalte in einem aussagekräftigen Bild, das hier kostenfrei zum Download zur Verfügung steht: www.e-rechnungsgipfel.de/impressionen

Am 20. und 21. Juni 2022 wird der E-Rechnungs-Gipfel in Berlin seinen nächsten Halt einlegen, um die aktuellen Fortschritte zu präsentieren.

Bild: Fotolia / Momius