E-Rechnung – Auf dem Weg zum komplett digitalen Beschaffungsprozess

Eine Nachlese zum E-Rechnungs-Panel beim "Digitalen Staat" von Christian Seidl, TIE Kinetix, München

Beim Fachkongress "Digitaler Staat", der am 3. und 4. Mai 2022 in Berlin stattfand, widmete sich das Fachforum 9 dem Thema "E-Rechnung – Auf dem Weg zum komplett digitalen Beschaffungsprozess". Moderatorin und Impulsgeberin Franziska Streichsbier (Bundesministerium des Innern und für Heimat) diskutierte mit Anna Dopatka (Referatsleiterin Koordinierungsstelle für IT-Standards, Freie Hansestadt Bremen), Peter Büsing (Projektleitung für Bund- und Länderprojekte im Themenfeld der elektronischen Beschaffung, Senator für Finanzen, Freie Hansestadt Bremen), Frank Schmitz (Abteilungsleiter Beschaffungsmanagement und Zentrale Dienste, Beschaffungsamt des BMI), Christian Seidl (Managing Director, TIE Kinetix DACH) und Andreas Michalewicz (kommissatischer Leiter des FeRD und Maßnahmenverantwortlicher für E-Invoicing und E-Procurement, Hessisches Ministerium der Finanzen).

Die elektronische Rechnung hat noch immer nicht das Interesse der breiten Masse geweckt

Die Themen Smart City, OZG oder Fachverfahren wecken ein deutlich höheres Interesse beim Fachpublikum als das sehr wichtige Thema E-Rechnung. Woran das liegt, wo wir aktuell stehen und welche Hürden in diesen Projekten zu überspringen sind, wurde im Fachforum 9 sehr gut herausgearbeitet. Die Zusammensetzung der Diskussionsteilnehmerinnen und -teilnehmer gab einen sehr guten Einblick aus unterschiedlichen Blickwinkeln und der sehr gute Impulsvortrag von Franziska Streichsbier hat den Auftakt für die Diskussion markiert. Verwunderlich war zu Beginn der kleine Saal, in dem noch nicht einmal jeder Stuhl besetzt war. Das Publikum war allerdings sehr interessiert, es gab eine rege Diskussion und sehr gute Fragen aus dem Publikum.

Woran es liegt, dass das Thema E-Rechnung nach wie vor ein Randthema ist, ist in der Diskussion deutlich geworden. Ohne Sanktionen und Verschärfungen in den E-Rechnungsgesetzen der Bundesländer wird es weiter zäh bleiben. Die Behörden und Kommunen wünschen sich weniger Komplexität und mehr Einheitlichkeit unter den Bundesländern. Das Thema E-Rechnung wird nach wie vor als IT-Thema gesehen, dabei ist es mehr ein Prozessthema. Bei den Prozessen konzentrieren sich die Behörden und Kommunen gemäß ihrer eigenen Erfahrung auf den Inhouse-Prozess, also den Freigabe-Prozess einer Rechnung. Wie die Rechnung sicher und elektronisch angeliefert wird, hat noch keine Priorität. Dabei ist genau das extrem wichtig, denn die Digitalisierung beginnt nicht damit, Rechnungen, die per Post auf Papier angeliefert werden, zu scannen. Das Ziel muss vielmehr sein, dass die Rechnungen künftig elektronisch und auf sicherem Wege, z.B. via PEPPOL, angeliefert werden. Damit fällt der fehleranfällige Aufwand, Papierrechnungen zu scannen und mit aufwändigen und fehleranfälligen Verfahren zu digitalisieren, schon einmal weg.

Mein Fazit aus der Veranstaltung ist, dass die Behörden und Kommunen beim Thema E-Rechnung noch mehr und weitere Informationen benötigen, um ihre Prozesse zu modernisieren und zu digitalisieren. Es wird aber auch ein klares Signal aus der Politik und zu den Vorgaben zur E-Rechnung erwartet.

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