Im Rahmen der seit 2014 bestehenden deutsch-französischen digitalen Zusammenarbeit trafen sich das französische „Forum National de la Facture Electronique et des Marchés Publics Electroniques“ (FNFE-MPE) und das unter dem Dach der Arbeitsgemeinschaft für wirtschaftliche Verwaltung e.V. angesiedelte „Forum elektronische Rechnung Deutschland“ (FeRD) am 24.01.2020 im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie in Berlin. Bei dem bilateralen Treffen wurde über aktuelle Fortschritte und Entwicklungen im Zusammenhang mit der Einführung und Förderung der elektronischen Rechnungsstellung in den jeweiligen Ländern berichtet und die Rahmenbedingungen für eine weitere enge Zusammenarbeit gesetzt.
Zunächst informierte der Leiter des FeRD, Ivo Moszynski (Datev eG), die französischen Partner über den aktuellen Stand der Umsetzung der EU-Richtlinie 2014/55/EU in der öffentlichen Verwaltung und die nötigen Vorbereitungen auf Seiten der Wirtschaft in Deutschland und über den aktuellen Status des deutschen Standard für elektronische Rechnungen ZUGFeRD 2.01, der Unternehmen und Verwaltungsinstitutionen über die FeRD-Internetseite frei zugänglich angeboten wird. Inzwischen wurde der ZUGFeRD-Standard weiterentwickelt und steht seit dem 24.03.2020 als Version 2.1 über die FeRD-Internetseite www.ferd-net.de als kostenfreier Download zur Verfügung. Die neue Version ist mit dem französischen Rechnungsstandard Factur-X vollständig kompatibel. Im Anschluss berichtete der Leiter des FNFE-MPE, Cyrille Sautereau (ADMAREL Conseil), über die fortschreitende Akzeptanz der französischen Plattform ChorusPro, die den einfachen Austausch von elektronischen Rechnungen ermöglicht. Das System wird derzeit von 736.000 französischen Nutzern aktiv genutzt. Seit dem Jahr 2016 sind bereits mehr als 86 Millionen Rechnungen über diese Plattform ausgetauscht worden.
Ein weiterer Schwerpunkt des Internationalen Workshops lag im Austausch der Kommunikationskonzepte der beiden nationalen Foren. Von deutscher Seite wurden Erfahrungsberichte über die Aktivitäten der sogenannten FeRD-Competence Center (CC) mitgeteilt. Diese arbeiten aktiv daran, die Akzeptanz der elektronischen Rechnung in Deutschland zu steigern und deren Vorteile zu kommunizieren. Ein Beispiel hierfür ist die Arbeit des CC „Geschäftsprozesse und Compliance“, das in Kürze einen Leitfaden veröffentlichen wird, in dem über organisatorische, technische und rechtliche Voraussetzungen für die Einführung von elektronischen Rechnungen aufgeklärt wird. Auch die französischen Partner des FNFE-MPE stellten ihre Kommunikationspraxis vor und präsentierten dazu eine Reihe von Broschüren und Videos, die auf der eigenen Homepage www.fnfe-mpe.org verankert sind. Diese beinhalten Best-Practices in Bezug auf Verfahrens- und Kontrollprozesse der elektronischen Rechnung. Des Weiteren wurde ein Video mit FAQs vorgestellt, das insbesondere kleineren und mittleren Unternehmen wertvolle Hilfestellungen bietet.
Neben der technischen Instandhaltung von Factur-X und der Aufrechterhaltung seiner Kompatibilität sind FNFE-MPE und FeRD auch auf der Suche nach weiteren Kooperationspartnern, um die elektronische Rechnung europa- und weltweit möglichst weitgehend zu standardisieren. Insgesamt zielt die Förderung und Weiterentwicklung des elektronischen Rechnungssystems in Frankreich und Deutschland darauf ab, den Nutzen für Unternehmen und öffentliche Auftraggeber sowie allen weiteren involvierten Akteuren zu erhöhen. Die Festsetzung eines gemeinsamen Rechnungsstandards trägt unter anderem dazu bei, Transaktions- und Verwaltungskosten zu reduzieren. Dadurch leisten die beiden Foren einen wesentlichen Beitrag zum Bürokratieabbau und steigern gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen. Das Format verspricht einen weiteren Vorteil für die Wirtschaft, indem die vollständige Abdeckung der Anforderungen der europäischen Norm für Rechnungsstandards EN16931 gewährleistet wird.
Im Rahmen des internationalen Workshops in Berlin wurde die langjährige bilaterale Zusammenarbeit zwischen den Foren FNFE-MPE und FeRD in bester Atmosphäre fortgesetzt und vertieft. Die Entwicklung von Formaten und Standards im Bereich elektronische Rechnung erfolgt bereits seit 2014, als die Kooperation der beiden Foren mit Hilfe des Bundeskanzleramtes und des Ministeriums für Wirtschaft und Energie in Deutschland sowie der Premierminister-Dienste und des Ministerium für Wirtschaft und Industrie in Frankreich initiiert wurde. Weitere gemeinsame Schritte bei der internationalen Förderung der elektronischen Rechnung wurden beschlossen. Es wurde zudem vereinbart, neben der Synchronisierung von Standards und Formaten, künftig auch stärker noch die Lösung von fachlichen Fragestellungen zu den Themen Prozesse und Compliance, zum Thema Kommunikation und zum Zusammenspiel von Wirtschaft und Verwaltung voranzutreiben. Im Rahmen der nächsten Treffen soll die Weiterentwicklung von technischen, rechtlichen und organisationalen Aspekten der elektronischen Rechnung intensiv behandelt werden.
Text: Fabian Bocek, AWV-Fachreferent, Eschborn
Veröffentlicht am 12.02.2020/ Bild: Fotolia, Nmedia